Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame sollte es diesen Sommer nach Schweden
gehen. Sie hat an dieses Land viele schöne Urlaubserinnerungen. Ich selbst
war
1975 (!) mit meinem Vater auf einer Vater-Sohn-Tour mit Jugendherbergsausweis
und Zelt (und Auto) in Dänemark, Norwegen und Schweden unterwegs gewesen.
Und so
war es in der Tat an der Zeit, wieder einmal dorthin zu reisen. Das Problem mit
den skandinavischen Ländern ist für uns Südlichter ja immer immer die weite
Anreise!
Die
reine Radtour dauerte vom 01. bis zum 13. August 2024. Hinzu kamen noch
die Hinreise am 31.07. und 01.08 sowie die Rückreise vom 15.08. bis zum
18.08.24.
Die Gesamtstrecke belief sich auf rund 730 km.
(auf Komoot sind es etwas weniger, da die Strecke am Rechner erstellt wurde und
die Stadtrundfahrten nicht enthalten sind)
Bis auf zwei, allerdings dann auch sehr heftige Ausnahmen, hatten wir durchgehend
schönes Wetter bei angenehmen Temperaturen um die 21 Grad (In Deutschland gab es
zu der Zeit eine Hitzewelle mit 35 Grad. Alles richtig gemacht! :-)
Wer Interesse an meinen anderen, ins Netz gestellten Touren hat, einfach zum
Ende der Seite scrollen.
Vorbemerkungen und Vorbereitungen
Tja, also
Schweden: Das Land bietet sehr viel Natur, schöne Wälder und Seen. Also das
Richtige für Leute, die einfach einmal in der Natur total abschalten wollen.
Die
Städte fand ich persönlich nicht so toll. Obwohl Schweden seit Jahrhunderten
keine Kriege, geschweige denn Luftangriffe hatte, hatten viele von uns
durchradelten Klein- und Mittelstädte mit Ausnahme von Ystad und Helsingborg
keine wirklich historischen Ortskerne,
Stadtmauern und Ähnliches. Aus irgendwelchen Gründen gab es entweder überhaupt
keine oder die Schweden haben nach und nach alles abgerissen. So genau weiß man
das nicht.
Und Vorsicht!! Einfach drauflosradeln und abends auf Bookingcom ein
Hotel suchen, wie ich das sonst immer so mache, geht gar nicht! Das liegt
vermutlich schlicht und einfach daran, dass das Land deutlich dünner besiedelt ist und
selbst an der Ost- oder Nordseeküste, man kann durchaus sagen glücklicherweise,
nicht die dichte Hotelstruktur hat, wie man es zum Beispiel von den
Mittelmeerküsten kennt.
Da dünner besiedelt, sind die Menschen dort aber deutlich entspannter. Das
merkten wir spätestens, als wir wieder deutschen Boden in Hamburg betraten. Sehr
gefallen hat mir auch die außerordentliche Sauberkeit der Städte und Straßen.
Nirgendwo liegt Müll rum! Welch Unterschied zum vermüllten Italien auf meiner
Radtour
durch ganz Italien wenige Wochen davor. Sehr schön ist auch die Sitte in schwedischen
Cafés, dass man einen Kaffee bestellt und dann beliebig nachschenken kann. Und
ich als alter "Süßbär" war natürlich komplett begeistert von den Batterien von
Schüttboxen mit Gummibärchen und Lakritze in den Supermärkten. Selbst Lidl hat
sich hier an die schwedischen Gewohnheiten angepasst.
So, genug der Vorrede!
Die Tour habe ich wie
immer mit Komoot
geplant und dann auf mein Handy geladen. Wie immer bei Navis sollte man das
Gehirn eingeschaltet lassen. Komoot wollte uns einmal schwer
veralbern
Der gesamte Streckenverlauf
Trelleborg - Karlshamn - Ljungby - Halmstad - Helsingborg - Kopenhagen kann durch entsprechendes Anklicken angesehen
werden.
1.
Tag: Anreise mit dem Zug nach Rügen
Die Anreise mit der Bahn war – fast – störungsfrei. Es war mir gelungen, von
Stuttgart bis Berlin einen ICE mit Fahrrad-stellplätzen zu ergattern. Danach
musste bis Stralsund und von dort nach Rügen gebummelt werden. Auf der Strecke
zwischen Berlin und Stralsund kam die Mitteilung, dass ein Streckenstück
gesperrt ist. Damit war Schienenersatzverkehr, also Bus, angesagt und es gab kein
Weiterkommen mit
dem Fahrrad. Wir konnten aber mitten in der brandenburgischen Prärie an einem
kleinen Knotenpunkt umsteigen und erreichten Stralsund über einen Umweg via
Rostock. Letztendlich kamen wir dann doch tatsächlich abends gegen 20:00 Uhr auf
Rügen an. Der Weg vom Bahnhof in Sagard zu unserer Unterkunft in der Marina
Martinshafen (€ 116,00) am Jasmunder Bodden war nur wenige Kilometer lang.
Die Übernachtungsmöglichkeit in der Marina war echt der Hammer! Es handelte
sich nämlich um einen überdimensionalen Strandkorb mit einem hochkomfortablen
Doppelbett. Zum Schlafen konnte man das Verdeck runterklappen und am nächsten
Morgen hatten wir einen wunderschönen Blick auf den Bodden.
Insgesamt standen ca. 20 Strandkörbe zur Verfügung. Eine kleine Sanitäranlage
gab es auch. Das Frühstück im Restaurant der Marina ließ keine Wünsche offen. Da
das Restaurant komplett verglast war, hatten wir beim Frühstücken einen schönen
Ausblick!
2.
Tag: Sagard - Mukran 25 km - Trelleborg (Fähre) - Västra Torp
25 km
Nach dem Frühstück
brachen wir auf nach Sassnitz und radelten ein
bisschen durch die Stadt, die aus zwei Dörfern zusammengefügt wurde. Neben
Tourismus war dort DDR-Zeiten auch mal Fischindustrie. Die Stadt war nicht so
toll und so radelten wir zu unserem Fährhafen nach Mukran.
Die
Sowjetunion hatte dort zu DDR-Zeiten einen Eisenbahnfähranleger für ihre
Besatzungstruppen gebaut, der russische Breitspur hatte.
Das Fährterminal sieht
recht beeindruckend aus. Im Hafen liegt auch eines der Schiffe, die
angeliefertes Flüssiggas wieder pipelinefähig machen. Unsere Katamaranfähre kam
pünktlich und setze dann mit einem Affenzahn (anklicken!)
rüber nach Trelleborg in Schweden.
Da es schon später Nachmittag war,
verzichteten wir auf
eine Besichtigung Trelleborgs und radelten stattdessen an
der Ostsee-küste entlang. Natürlich musste angehalten werden und die Füße ins
Wasser gesteckt werden.
Nicht allzu weit entfernt fand sich dann etwas abseits der Radroute in Västra
Torp eine wirklich gemütliche Unterkunft in einer Art Herrenhaus im
Hedmansgården ( 1.195,00 SEK o.F.). Obwohl es sich nur
um ein kleines Dorf handelte,
gab es dort tatsächlich ein kleines, feines und nicht ganz billiges, aber urgemüt-liches Lokal und so fand der Tag einen schönen Abschluss. Das Gasthaus
hieß übrigens Hedmans Krog. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Inhaber unserer
Übernachtung und des Gasthauses eng verwandt waren :-).
Trelleborg Hafengebäude
3.
Tag: Västra Torp - Ystad - Ingelstorp
68 km
Nun ging es den ganzen Tag immer an der Ostseeküste entlang und
zwischendrin wurde auch eine kleine Badepause gemacht. Gegen Mittag kamen wir in
Ystad, bekannt aus vielen Wallanderkrimis, an und fanden ein gemütliches
Gartenlokal. Ystad hat einen schönen Altstadtkern. Bei einer Rast vor der
Kirche bekamen wir noch eine Hochzeit mit.
Das Brautpaar ließ sich in einem
riesigen, offenen Amischlitten ins Eheglück fahren.
Weiter ging es
entlang der schönen Ostseeküste bis zu einem kleinen Küstenort namens
Kåseberga. Dort gab es zwar jede Menge Fischrestaurants, aber kein einziges
Hotel. Nun war guter Rat teuer. Schweden ist, wie eingangs schon erwähnt, dünn
besiedelt! An einem Kiosk haben wir uns erst einmal Pizzen besorgt, um
wenigstens ein Abendessen zu haben und verzweifelt in Bookingcom gesucht. Die
Unterkunft, die wir in der Nähe gebucht und nach 10 km gefunden hatten, war
allerdings voll. Wir hatten aus Versehen den verkehrten Tag gebucht!
Weiter ging es in die Abenddämmerung hinein. Am Weg tauchte ein Bed &
Breakfast auf. Der Wirt sagte uns, dass nichts mehr frei sei.
Er war aber so nett,
einige Nachbarn abzutelefonieren und ca. 10 km entfernt war dann
tatsächlich eine Ferienwohnung in Ingelstorp frei.
Ystad alte Lateinschule
Der Sohn der
Eigentümerin empfing uns an der Haustüre einer völlig vergammelten Bruchbude. Im
Schlafzimmer waren nur Betten mit Matratzen. Der Sohnemann kassierte im Auftrag
seiner Mutter den Wucherpreis von 1.500,00 SEK in bar
(in Schweden absolut
unüblich!) ein und verabschiedete sich. Glücklicherweise hatten
wir unsere leichten Baumwollschlaf-säcke dabei, sodass wir in dieser merkwürdigen
Unterkunft übernachten konnten. Immerhin hatten wir ein Dach über dem Kopf.
Dieses "Highlight", welches unsere einzige negative Erfahrungen in Schweden war,
verdient es, im Foto abgebildet zu werden. Leider habe ich die Unterkunft nicht im
Internet gefunden. Ich bin wirklich kein „Motzer vom Dienst". Aber in diesem
Fall wäre ich schon gerne eine entsprechende Googlebewertung losgeworden.
4.
Tag: Ingelstorp - Åhus 102
km
Am nächsten
Morgen ging es zunächst weiter nach Borrby, einem kleinen Örtchen
irgendwo im Nirgendwo. Es gab dort aber einen ICA Supermarkt, in
dem wir uns mit Mittagsverpflegung für unterwegs eingedeckt haben. ICA findet
man in Schweden, wenn es denn einen Supermarkt hat,
praktisch überall. Wir haben
uns immer gefreut, wenn wir mitten im Nichts ein ICA-Emblem gesehen haben, um
uns wieder versorgen zu können. Gleich um die Ecke gab es noch einen
fantastischer Bäcker und dort machen wir zum ersten Mal die Erfahrung, dass man
in Schweden, wenn man dort einen Kaffee bestellt, in der Regel unbeschränkt
nachschenken kann.
Weiter ging es entlang der
Küste durch Orte wie z.B. Skilinge, Simrisham oder Kivik.
Kennt kein Mensch, wenn man nicht zufälligerweise durchradelt. Aber auch diese
Örtchen haben es verdient, einmal erwähnt zu werden, zumal sie alle recht schön
an der Ostsee liegen. In Kivik haben wir dann wieder mal ein Badepäuschen
eingelegt, bevor es weiter Richtung
Åhus ging.
Ja, und dann hat uns Komoot richtig veralbert! Es ging ein wenig weg von der
Küste und durch ein kleines Bachtal.
Mir kamen gewisse Schilder schon verdächtig vor. Das Ganze sah ziemlich
nach militärischem Gelände aus und am Ende standen wir vor einem geschlossenen Tor
des Truppenübungsplatzes Ravlunda Skutfält.
Bezüglich des Zauns rechts und links hätte mir zwar wieder mal meine Kombizange
zur Verfügung gestanden, aber das habe diesmal ich fein bleiben lassen :-)
Im Übrigen hieß es nun umplanen! Eigentlich wäre es nach dem
Truppenübungsplatz wieder an der Küste längs gegangen. Da es aber später
Nachmittag und Åhus noch ein ganzes Stück weit
entfernt war, radelten wir mit Karacho erst auf einer größeren, dann auf einer
kleineren Nationalstraße entlang. In Åhus war es
noch etwas schwierig die Unterkunft zu finden, die wir für diese Nacht gebucht
hatten. Übrigens bereits am Vormittag! Letztlich kamen wir dort aber an
und es stellte sich heraus, dass das sogenannte Wanderheim Käratorhem
Åhus
(995,00 SEK) recht passable Zimmer hatte, also nicht etwa nur Stockbetten oder
Matratzenlager. Das Abendessen fiel etwas karg aus, da wir vergessen hatten uns
nochmals mit Verpflegung einzudecken und keine Lust hatten, erst wieder 5 km nach Åhus
reinzuradeln.
Nun ja, so hatte auch dieser Tag wieder eine kleine Abenteuereinlage gehabt.
Aber das ist ja das Schöne an selbstorganisierten Fahrradtouren!
5.
Tag: Åhus - Karlshamn
74
km
Da
es im Wanderheim kein Frühstück gegeben hatte, suchten wir uns in Åhus
zunächst ein gemütliches Café. Auf dem Weg in die Stadt fragten wir eine
Einheimische, wo denn das Stadtzentrum sei. Sie meinte, das sei hier, also dort,
wo in etwa unser Café war. Von Stadtzentrum nix zu sehen! Aaaha!
Leider begann es auf dem Weg aus der Stadt raus zu regnen und dies so heftig,
dass wir zunächst Unterschlupf in einem Carport suchten. Es half aber nichts,
wir wollten ja weiter und so war an diesen Tag zum ersten Mal Kampfradeln
angesagt. Immer wenn wir glaubten, es lässt etwas nach, ging's wieder los. Erst
etwa 20 km vor dem Tagesziel Karlhamn, in der Nähe von Mörrum,
hörte es dann endlich auf. In einem Hotel anzukommen ist dann immer eine Freude.
Dies war hier um so mehr der Fall, als das Portshotel Karlshamn
(1.288,00 SEK m.F.), ein von außen grauer, unschein-barer Bau, innen durchgehend
ausgesprochen geschmackvoll im Seemannstil eingerichtet war.
Das Doppelbett in unserem Zimmer stand nicht einfach im Raum, sondern war mit
einer kompletten Vorder- und Rückwand wie eine Koje gestaltet.
Nachdem wir geduscht und die Sachen etwas trockengefönt hatten, ging es in die
dort vorhandene Innenstadt zur Stadt-besichtigung. Unten am Hafen lag eine alte
Festung. Lediglich die Gastronomie war etwas mager, d. h. entweder nix oder
Dönerläden. Wir fanden aber doch noch ein gemütlich Lokal, in dem uns allerdings
erklärt wurde, es gäbe nur noch Pizza. Wir waren noch nicht mit Essen fertig, da
fingen die schon an aufzuräumen und Staub zu saugen! Es war vielleicht gerade mal etwa 21:00 Uhr.
Nun ja...
Karlshamn Rathaus
6.
Tag: Karlshamn - Grimslöv
75 km
Nach einem ausgezeichneten
Frühstück in unserem Hotel begann dann am nächsten Tag sozusagen die eigentliche
Schwedentour, nämlich die Fahrt durch Wälder und an vielen Seen entlang.
Einige Kilometer nach Karlshamn begann die Radroute über eine ehemalige,
stillgelegte Eisenbahnstrecke zu führen. Häufig ging es am Mörrumsån
entlang, einem bei Lachsanglern beliebten Fluss, der aus dem
Åsnen, dem zweitgrößten See Schwedens, fließt. Auf dieser Trasse fuhren wir auch an
den späteren Tagen immer wieder.
Ja, man kann nur sagen: Einfach nur schön! Und
das Wetter machte die nächsten Tage auch mit!
An einigen Stellen der ehemaligen Trasse lagen noch ehemalige Bahnhofsgebäude
oder Eisenbahnanlagen. Ansonsten viel Grün und am Åsnen haben wir eine Badepause
gemacht.
Gegen Abend trafen
wir in einem Dorf namens Grimslöv ein. Die Inhaberin der von uns
gebuchten Unterkunft im Grimslöv Wärdshus (1.096,00 SEK m.F.) dirigierte uns
telefonisch zu unserem Gasthaus, das von außen etwas aussah wie das Haus
von Rocky Docky. Innen war es aber recht passabel. Die Wirtin sagte uns, wo
wir Geschirr und Besteck finden würden und erlaubte uns, die Mikrowelle zu
benutzen, falls wir noch etwas Warmes essen wollten. Der örtliche ICA-Supermarkt
hatte gerade noch offen und so konnte ich mir italienische Pasta aus der
Tiefkühltruhe auf der Terrasse des Gasthauses gönnen. Am nächsten Morgen kreuzte
dann die Wirtin auf und servierte uns das Frühstück.
Grimslöv Wardshus
7.
Tag: Grimslöv - Bolmen 73 km
Und weiter
ging es am nächsten Tag bei schönsten Wetter durch viele Wälder entlang vieler
Seen. Einige Kilometer nach Vislanda wollte uns Komoot mal wieder
veralbern.
Wir fuhren in eine ganz kleine Siedlung rein und kamen nicht mehr weiter.
Das bestätigte uns auch eine dortige Bewohnerin, die uns erzählte, dass wir
nicht die einzigen Radfahrer waren, die bei ihr hängen geblieben wären. Offenbar
hatten die auch Komoot benutzt! Nun, man ist ja flexibel. Es wurde flott
ungeplant und weiter ging's.
Auf diese Weise kamen wir immerhin bei einer netten
Schafherde vorbei. Eine Badepause samt Picknick gönnten wir uns an diesem Tag
am Tjurken.
Weiter ging es bis Ljungby. Dort sorgten wir in einem Lidl für unser
Abendessen. Gegen Abend trafen wir dann in Bolmen am See Bolmen bei Siw
in ihrer Pension
Bolmen Bed (815,00 SEK p.N. m.F.) ein.
Ihr Haus, ein ehemaliges Kinderheim, war urgemütlich. Da wir im Erdgeschoss ihre
große Küche und ihr Wohnzimmer mitbenutzen durften, herrschte allerdings strenge
Hausschuh- bzw. Sockenpflicht! :-)
bei Siw im Bolmen Bed
8.
Tag: Bolmen Badetag 25 km
Wir beschlossen, am nächsten Tag eine Badepause
einzulegen, da es im Ort einen netten kleinen Badestrand gab und das Wetter auch
passte. Die Inhaberin des örtlichen Campingplatzes gab uns einen Tipp, dass
es ca. 12 km entfernt in Skeen ein Steakhouse gebe. Gesagt getan! Die
Tour in Google Maps eingegeben und los ging's!
Meine Mitfahrerin fluchte und
jammerte ziemlich, weil der Weg teilweise sehr schotterig war.
Zurück nahmen wir dann gerne einen kleinen
Umweg in Kauf und fuhren über die dortigen Landsträßchen. Dem gemütlichen
Badenachmittag stand anschließend nichts mehr im Wege
9.
Tag: Bolmen - Yaberg 70 km
Am Folgetag
wollte es kurz nach Bolmen etwas regnen, hörte dann aber bald wieder auf. In dem
kleinen Dörfchen Tannåker waren wir für den dortigen kleinen ICA-Supermarkt
mitten in der Prärie sehr dankbar und besorgten uns Verpflegung. Anschließend
ging es über eine schmale Landzunge auf die größte Insel des Sees, die Insel
Bolmsö. Nach dem Durchqueren der Insel kamen wir im Ort Bolmsö mit
einer netten Kirche an. Dort ging es runter zu Fähre, die uns wieder auf das
gegenüberliegende „Festland“ brachte. Die Fähre war übrigens kostenlos.
Bolmsö Kirche
Bolmsö Fähre
Zimmer Yaberg Affären
Wir fuhren noch ein ganzes Stück weiter um den Bolmen rum und gönnten uns in
Unnaryd in einem ganz bezaubernden, kleinen Café eine Kaffeepause. Gegen
Abend landeten wir dann etwas abseits unserer Route in einem aus gefühlt 4-5
Häusern bestehenden Dörfchen namens Yaberg. Wir wären dort nie
hingefahren, wenn wir nicht zuvor rechtzeitig am späten Vormittag das dortige
Gasthaus Yaberg Affären (820,00 SEK m.F.) gebucht hätten.
Wir waren dann sehr überrascht, als uns mitten in dieser schwedischen Einöde und
Idylle der Inhaber Ralf auf gut schwäbisch begrüßte. Er hatte vor ein paar
Jahren die Nase von Deutschland voll gehabt und, man gönnt sich ja sonst nichts,
einfach dieses idyllische Gasthaus mitten im Nirgendwo gekauft. Dank Internet
arbeitet er immer noch ein bisschen als Programmierer und betreibt ansonsten mit
seiner balinesischen Ehefrau das Gasthaus. Deshalb gab es auch am Zaun ein zwei
so gar nicht zur dortigen Gegend passende balinesische Sonnenschirmchen.
Im
Übrigen bekocht die Gattin die umliegende Nachbarschaft unter anderem auch mit
Spätzle und Rouladen. Sachen gibt´s! Wir haben uns jedenfalls bei Ralf und
seiner Ehefrau in ihrem wirklich sehr gemütlichen Gasthaus sehr wohl gefühlt.
10.
Tag: Yaberg - Halmstad 55 km
Am nächsten Morgen mussten wir schon in Regenklamotten starten und mit einer
kurzen Unterbrechung wurde es den ganzen Tag nicht besser, sondern sogar
schlimmer. Das war sehr schade, denn die Landschaft war wieder sehr schön bzw.
wäre es bei Sonnenschein gewesen. Während einer Regenpause hielten wir an einem
Wasserfall
des Fylleån
mitten im Wald an. Danach ging's aber wieder weiter mit dem Regen und statt gemütlich an einem längeren See entlang
zu radeln, beschlossen wir, etwa 25 km vor Halmstad ab Simlångsdalen auf dem Standstreifen der N 25 längszuradeln.
Das war angesichts des ein oder anderen knapp vorbeifahrenden Lkw
nicht so lustig!
Wieder mal völlig durchnässt kamen wir in Halmstad im dortigen Hotel
Continental Halmstad (1.450,00 SEK m.F.) an. Das Hotel war
ziemlich mondän und im Flur jeder Etage hingen Bilder der schwedischen Königsfamilie.
Ich habe für mein Foto das Bild mit Madeleine ausgewählt.
Nachdem es zu regnen aufgehört hatte, wanderten wir zunächst hinaus auf die
Hafenmole und auf dem Rückweg noch ein bisschen durch die Innenstadt. Dort gab
es tatsächlich einmal ein altes Stadttor zu sehen. In einem sehr schön
einge-richteten Lokal gab es zum Abschluss des Tages leckere Hamburger. So ein
Abschluss versöhnte mich dann etwas mit dem Regentag. "Männer und Essen", so ein
Standardspruch einer sehr guten Freundin...
11.
Tag: Halmstad - Mellbystrand 30 km
Nachdem inzwischen der
größte Teil der Tour geschafft war, konnten wir es nun deutlich ruhiger angehen
lassen.
Wir beschlossen, an diesem Tag nur so weit zu fahren, bis sich eine
Bademöglichkeit an der Nordsee ergab. Diese fand sich dann in einem Örtchen
namens Mellbystrand. Der Name war in diesem Fall Programm! Wenige Meter
hinter den Dünen landeten wir im gemütlichen
Hallandsgården
Mellbystrand (1.290,00 SEK o.F.).
Es handelte sich um ein motelartig angelegtes Domizil mit erneut, wie meistens
auf unserer Schwedentour, einem sehr gemütlichen Zimmer. Es war zwar etwas
frisch, aber wir ließen es uns nicht nehmen, uns an den Strand zu legen. Da es
sehr windig war, hatte die Nordsee hohe Wellen und es machte richtig Spaß, sich
darin zu tummeln (anklicken!).
Abends ging es nochmal an den Strand. Das aufziehende Gewitter produzierte
wunderschöne Wolkenbilder.
12.
Tag: Mellbystrand - Ängelholm 53 km
Zunächst hatten wir
beabsichtigt, noch einen Badetag einzulegen, nachdem unser Hotel so schön in
Strandnähe lag. Am nächsten Morgen war es jedoch noch etwas frischer und immer
noch windig, sodass es selbst uns inzwischen an den Norden aklimatisierten
Südlichtern nicht sinnvoll erschien, bei diesen Temperaturen wieder an den
Strand zu gehen. Also packten wir unsere Sachen und radelten weiter.
In Abänderung unserer ursprünglich geplanten Route fuhren wir nur noch ein
kurzes Stück an der Nordseeküste längs, um dann auf mehr oder weniger direktem
Weg über Båstad
nach Ängelholm, einer dortigen Kleinstadt, zu radeln.
Wir mussten zur Überwindung eines kleinen Höhenzugs doch tatsächlich auf
beeindruckende 97 hm hinauf-radeln! Teilweise führte die Strecke dort auch wieder
sehr schön auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke entlang.
Am späteren Mittag kamen wir dann in
Ängelholm in unserer dortigen Unterkunft im
Hotel Lamar (900,00 SEK o.F.) an. Die Unterkunft war ziemlich schlicht,
direkt neben einer Tankstelle und hatte absolut keinen schwedischen Charme. Der
Betreiber der Unterkunft bewirtschaftete praktischerweise aber auch eine
Pizzeria, sodass wir uns etwas zum Mittagessen gönnten. Am Nachmittag gab's dann
in der wieder sehr „schwedischen" Innenstadt einen Kaffee. Viel zu sehen gab es
nicht. Wir haben uns nach einem Einkauf im dortigen ICA gemütlich an das Ufer
des Rönne å gesetzt und uns von der Abendsonne bescheinen lassen.
13.
Tag: Ängelholm
- Helsingör 40 km
Die
Fahrt nach Helsingör führte durch eine flache, weitgehend waldlose und
etwas langweilige Landschaft. Dieses relativ kurze Stück war sicher der
Streckenabschnitt, der am wenigsten reizvoll war. Dafür war bzw. ist
Helsingör dann wieder das, was ich unter einer Stadt verstehe. Ein schönes
Stadtzentrum mit interessanten Bauten und oben am Berg sogar eine Festung, die wir
aus Zeit-gründen allerdings nicht besichtigten. Stattdessen fragten wir uns zum
Fähranleger nach Dänemark durch, nachdem wir uns zum letzten Mal in einem ICA
mit Verpflegung für den Mittag versorgt hatten. Der Öresund ist an dieser Stelle
nur 4 km breit und die Fähren pendeln ständig hin und her, ohne dass man
vorbuchen muss. Wenn man sich Helsingör auf der dänischen Seite nähert,
fällt einem sofort das "Hamletschloss" Kronborg auf.
Während unserer Mittagspause am Hafen suchten und fanden wir über Booking.com das in unmittelbarer Nähe gelegene nette Hotel Scandia (892,00
DKR m.F.) in der Innenstadt.
Helsinborg Rathaus
Helsingborg Fähranleger
Nach dem Einchecken ging's dann los zur Schlossbesichtigung. Ein Vorläufer
dieser Festung wurde bereits 1420 erbaut. Der dänische König Friedrich II ließ
die Festung von 1574 bis 1585 im Stil der Nordischen Renaissance erweiten und
umbauen. Durch die Unachtsamkeit zweier Arbeiter brannte Kronborg 1629 fast
vollständig ab. Erinnert einen irgendwie an Notre-Dame bzw. die Börse in
Kopenhagen. Christian IV. ließ das Schloss dann bis 1639 wieder aufbauen. Die
Anlage ist sehr schön anzuschauen und vom ehemaligen Kanonenturm hat man einen
prächtigen Blick über den Öresund. In einer der Kasematten sitzt und schläft
ziemlich düster dreinblickend Holger der Däne.
Die dazugehörige Sage geht so ähnlich wie die von Barbarossa. Wenn das Land in
Gefahr ist, wacht er wieder auf und rettet das Land.
Ziemlich geärgert habe mich darüber, dass man für sein Eintrittsgeld nur den
Zugriff auf eine App im Internet erhielt, die lediglich in dänischer und
englischer Sprache gehalten war. Da könnten sich die lieben Dänen ein Beispiel
an den Polen nehmen. Bei der Besichtigung der dortigen Marienburg bekam ich
einen ausgezeichneten Audioguide in deutscher Sprache. Mit dem konnte man durch
das Schloss wandern und je nachdem, wo man stand, bekam man die passende
Erklärung. Nun ja...
Am Abend bummelten wir dann noch ein wenig durch die Innenstadt, suchten uns ein
gemütliches Lokal und aßen zu Abend.
14.
Tag: Helsingör - Kopenhagen 49 km
Tja, und
dann begann der letzte Tag unserer Radtour (seufz!). Die meiste Zeit ging es am
Öresund entlang.
In Vedbæk versorgten wir uns in einem Netto mit Mittag-essen und legten
uns nochmal an den Strand.
Nach einer gemütlichen Kaffeepause in einem Vorort von Kopenhagen rollten
wir dann im Stadtzentrum ein und bezogen Quartier im Hotel Ibsen Kopenhagen
(2000,00 DKR p.N. m.F.).
Das Hotel war
nicht direkt preisgünstig, aber dafür logierten wir in einem schönen Turmzimmer
im sechsten Stock und das Frühstück konnte einfach nur als bom-bastisch
bezeichnet werden. Leider konnten wir es nur einmal genießen, da wir am
Abreisetag sehr früh aufbrechen mussten und anstelle des Frühstücks nur ein
kleines Lunchpaket bekamen.
15.
Tag: Stadtrundtour Kopenhagen ca. 20 km
Am besten hat uns in Kopenhagen gefallen, dass es fast überall am Wasser liegt.
In der Nähe unseres Hotels lag der
Peblinge Sø, der ein bisschen an die Alster in
Hamburg erinnerte. Am Stadtrand Richtung Öresund gab es im alten Hafen eine
Badeanstalt mit einem Sprungturm in Form eines Schiffsrumpfs. An anderen Stellen
waren große Freitreppen direkt am Wasser. Noch ein wenig mehr außerhalb radelten wir
den ehemaligen äußeren Festungsring der Stadt entlang. Er ist komplett grün,
liegt ebenfalls am Wasser und wir trafen dort auf einige lustige Häuser der
vermutlich alternativen Kopenhagener Szene. Offenbar werden die Häuser aber mehr
als nur geduldet, denn sie hatten Stromanschluss. Einer der Hausbewohner, mit dem
wir plauderten, lud uns zu einer Fete am nächsten Abend ein. Wir wären gerne
gekommen. Am Folgetag waren wir aber schon auf der Heimreise mit dem Zug.
Die Innenstadt selbst fanden wir nicht so toll. Schloss Amalienburg samt dazugehöriger
Schlosskirche wurde aber noch von außen besichtigt.
Abends waren wir dann recht geschafft und genossen auf einem Bänkle vor dem Hotel
zwei vom Hotel während der Happy Hour spendierte Gläser Wein.
Den Abend ließen wir dann am
Peblinge Sø im Sonnenuntergang
ausklingen
16.
Tag: Zugreise Kopenhagen Hamburg
Mit
unseren Lunchpaketen versehen ging's dann am nächsten Morgen in aller
Herrgottsfrühe ab
zum Hauptbahnhof,
der nicht allzu weit weg entfernt lag. Der Zug war einigermaßen pünktlich und
wir hatten die Fahrradstellplätze reserviert. In
Fredericia hieß es umsteigen in den Zug nach Flensburg und ab
Flensburg wurde bis Hamburg gebummelt.
Dort hatten wir das Ibis Budget Hotel St. Pauli (146,00 € p.N. m.F.)
direkt um die Ecke der Reeperbahn gebucht. Ein ordentliches, modern designtes
Hotel mit gutem Frühstück. Weshalb einige Meckerfritzen das Hotel schlecht
bewerten, ist nicht nachvollziehbar. Friedhofsruhe darf man in dieser Gegend, um
die Ecke ist auch noch der Hamburger Dom (keine Kirche, sondern ein ständiges
Volksfest!), natürlich nicht erwarten. Nach dem üblichen Frischmachen ließen wir
den Abend am Hafen ausklingen und bummelten noch ein wenig über den Dom
17.
Tag: Hamburg
Wir sind immer wieder gerne in Hamburg, die Stadt hat etwas und außerdem ist es
meine Geburtsstadt.
Am nächsten Tag war ein bisschen Stadtbummel angesagt.
Ein Besuch bei Daniel Wischer, dem besten Fischlokal der Stadt, musste natürlich
sein.
Als es am späten Nachmittag zu regnen begonnen hatte, setzten wir uns einfach in
die S 4, eine Linie, die weitgehend oberirdisch fährt und fuhren einmal im Kreis
rund um die Innenstadt.
Abends ging's in die Eiskönigin.
Die beiden Musicalhallen (in der anderen wird der König der Löwen gespielt)
liegen auf der anderen Hafenseite gegenüber den Landungsbrücken und man wird mit
Fährbooten hin- und zurückgebracht.
18. Tag:
Zugfahrt Hamburg -
Frankfurt
Dieser Teil der Rückreise war
ziemlich unerfreulich. Dies lag zunächst schon einmal daran, dass es mir vor
Beginn der
Reise nicht
gelungen war, eine ICE-Verbindung von Hamburg nach Stuttgart mit
Fahrradstellplätzen buchen. Blöderweise kann man bei der DB die Stellplätze in
Internet nämlich ohne Fahrkarte buchen. Viele liebe Zeitgenossen buchen dann die
Stellplätze lange im Voraus auf Verdacht und nutzen die dann später gar nicht!
Notgedrungen fuhren wir mit dem ICE nur bis Hannover
und dann ging eine Bummelei kreuz und quer durch den Rest Deutschlands los.
Ich erspare dem geneigten Leser die Details. Das Publikum in dem ein oder anderen Zug, ich mache
jetzt keine Angaben zur Herkunft, war ziemlich anstrengend, auch hier keine
Details.
Da wir nicht um Mitternacht in Stuttgart ankommen wollten, machten wir noch
einen Zwischenstopp in Frankfurt.
Dort hatten wir das Ibis Styles Frankfurt
(110,00 € m.F.) direkt im Bahnhofsviertel gebucht. Das Hotel war etwas
schlichter als das Hotel zuvor in Hamburg aber ansonsten auch okay. Draußen war
natürlich Ramba Zamba bis morgens um Vier. Bahnhofsviertel eben!
Den Abend verbrachten wir, sozusagen als Erholung von der anstrengenden
Zugfahrt, gemütlich in einem prima Äppelwoi-lokal auf der anderen Mainseite in
Sachsenhausen. Am Nachbarstisch hatten einige Damen aus der Bankerszene ihren "Mädelsabend". Sie waren recht international aufgestellt. Später kam aber
doch noch ein männliches Wesen dazu :-) !
19. Tag:
Zugfahrt Frankfurt -
Stuttgart
Am nächsten Tag wurde weitergebummelt. Auch hier natürlich
nicht die Direttissima, sondern ums Eck über Karlsruhe. Eine ganze Weile
begleitete uns eine recht fröhliche bzw. angetrunkene Truppe, die auf dem Weg zu
einem DFB-Pokal-Spiel des SV Sandhausen war. Kurz vor Mannheim
schaffte es der Zug dann doch tatsächlich, wegen einer Weichensstörung kurz vor
Ludwigshafen stehen zu bleiben und dann erst einmal rückwärts zu fahren.
Natürlich war der Anschlusszug nach Karlsruhe in Mannheim weg. Glücklicherweise
fuhr eine dreiviertel Stunde später der nächste. Deutsche Bahn eben! Besserungen
werde ich altersbedingt vermutlich nie mehr erleben...
Wir haben uns
von dieser Rückreise aber die schönen Eindrücke aus dem Urlaub in Schweden und
Dänemark nicht vermiesen lassen und behalten!
Wer mir
etwas zu dieser Seite schreiben will, kann gerne eine
Email senden.
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